Date: Thu, 22 Feb 1996 01:58:10 +0100 From: uroessl1Message-Id: <9602220058.AA19595@gwdu08.gwdg.de> Subject: sonderdruck-03 Die Entwicklung der Gaswagen beim Mord an den Juden 405 war. Im Anhdnger sollen Kranke mit aus Stahlflaschen eingeleitetem reinen Kohlenmonoxid (CO) getvtet worden sein[12]. Der Ursprung dieser Fahneuge kann, gerade weil Dokumente fehlen, nicht gekldrt werden. Allerdings gibt es Hinweise f|r die Beantwortung der Frage, ob zwischen "Kaisers-Kaffee"-Wagen und Gaswagen eine Verbindung besteht. Deshalb wird zundchst auf die wenigen Zeugnisse eingegangen, die sich auf den "Kaisers-Kaffee"-Wagen beziehen und anschlie_end auf die Entwicklung der Gaswagen. Mit einem auf den 1.September 1939 datierten Schreiben ermdchtigte Hitler seinen Begleitarzt Dr. Karl Brandt und den Reichsleiter Philipp Bouhler von der "Kanzlei des F|hrers", die "Euthanasie" durchzufuhren [13]. Mit der Erprobung geeigneter Tvtungsverfahren wurde das Kriminaltechnische Institut (KTI) im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) beauftragt, das zu dem SchluB kam, am geeignetsten sei die Tvtung mit Hilfe von CO [14]. Nachdem Anfang Januar 1940 im ehemaligen Zuchthaus Brandenburg/Havel eine Probevergasung durchgef|hrt worden war - in einem luftdicht abgeschlossenen Raum tvtete man Geisteskranke mit Hilfe von reinem CO [15] -, kam dieses Verfahren auch in allen anderen "Euthanasie"-Anstalten zur Anwendung. Das notwendige CO bezog die Kanzlei des F|hrers aufgrund eines Gesprdches zwischen dem Dienststellenleiter Brack und Widmann, Leiter des Referates V D 2 (Chemie und Biologie), getarnt |ber das KTI [16]. SS Untersturmf|hrer Becker holte auf Befehl von Nebe, Leiter des Amtes V (Verbrechensbekdmpfung) im RSHA, die Stahlflaschen bei der IG-Farben in Ludwigshafen ab und brachte sie zu den einzelnen Anstalten [17]. Auch SS-Sturmbannf|hrer Heess, Leiter des KTI, war die enge Beziehung zwischen der Kanzlei des F|hrers und dem KTI bekannt [18]. Der "Kaisers-Kaffee"-Wagen arbeitete nach dem gleichen Prinzip wie die Gaskammern der "Euthanasie"-Anstalten. In einen Anhdnger wurde mit Hilfe von Leitungen aus einer an der Zugmaschine angebrachten Stahlflasche CO eingeleitet. Er war also eine auf Rdder gestellte Gaskammer [19]. Zeugenaussagen berichten, da_ ab Dezember l939 in pommerschen, ostpreu_ischen und polnischen Heilanstalten Gei- -- 12. Aussage von H.H. Renfranz vom 10.10. 1962, STA Hannover, Az.2 Js 614/62 [ZSL, Az.V 203 AR-Z 1101/1960, Bl.2].Vgl. auch Nationalsozialistische Massentvtung, S.62 ff.; E.Klee, "Euthanasie"im NS-Staat. Die "Vernichtung lebenswerten Lebens", Frakfurt a.M. 1983, S.106ff. und 190 ff. 13. IMT, Bd.26, S.169. 14. Aussage A.Widmann, Leiter der Abt V D 2 (Chemie und Biologie) im KTI, vom 11.1. 1960; StA D|sseldorf, Az.8 Js 7212/59 [ZSL, Az.202 AR-Z 152/59, Bl.51f.]; Aussage von A. Becker, 20.6. 1961, StA Stuttgart, Az.13 Js 328/60 [ZSL, Az. 439 AR-Z 18a/60, Bl.1OO1 ff.].Vgl. dazu auch Nationalsozialistische Massentvtung, S.46; Klee,"Euthanasie", S.84 f. 15. Ebenda 16. Aussage A. Widmanns vom 27.1. 1959, StA D|sseldorf, Az. 8 Js 7212/59 [ZSL, Az.439 AR-Z 18a/60, Bl.36f.]; Klee, "Euthanasie", S.114f. 17. Aussage A.Beckers vom 28.1. 1960, StA Hannover, Az.2 Js 299/60 [ZSL, 415 AR-Z 220/59, Bl.36ff.]. 18. Aussage Walter Schades vom 12.2.1959, StA Hannover, Az.2 Js 299/60 [ZSL Az.415 AR-Z 220/59, Bl. 110 ff.] 19. Vgl.Anm.12.
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