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Date: Thu, 22 Feb 1996 01:58:12 +0100
From: uroessl1 
Message-Id: <9602220058.AA21160@gwdu08.gwdg.de>
Subject: sonderdruck-07

	Die Entwicklung der Gaswagen beim Mord an den Juden    409


Idee [40] der Tvtung mit Hilfe von Auspuffgasen praktikabel war. Aber den 
Einsatzgruppen, f|r die das neue "humanere" Tvtungsverfahren gesucht wurde, 
war mit einer ortsgebundenen Gaskammer, in der Menschen mit Hilfe von 
Auspuffgasen getvtet werden konnten, nicht gedient. Sie mu_ten, um ihren 
Auftrag erf|llen zu kvnnen, mobil sein [41]. Aufgrund dieser \berlegungen 
und der bisherigen Erfahrung entstand im KTI der Plan, Gaswagen zu bauen. 
Einen solchen Vorschlag unterbreiteten Nebe und Heess ihrem Vorgesetzten 
Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei und des SD [42]. Widmann sagte dazu aus:

"\ber das Ergebnis seines Vortrages in der Prinz-Albrecht-Stnae hat mich Heess kurz 
unterrichtet. Er hat mir gesagt, es w|rden Wagen gebaut, in welche die Abgase geleitet 
w|rden, statt der bisherigen Verwendung von CO-Flaschen."[43] Es wird deutlich, da_ 
als Vorbild f|r die Gaswagen die "Kaisers-Kaffee"-Wagen gedient haben - fahrbarer, 
luftdicht abgeschlossener Raum -, die dem KTI bekannt waren, doch konnte man wegen 
der zu bewdltigenden technischen Schwierigkeiten nicht einfach das reine CO durch 
Auspuffgase ersetzen. Es war eine Neuentwicklung notwendig, bei der Zugmaschine, 
Anhdnger und Giftgasquelle vereinigt waren.

Der unmittelbare Vorgesetzte Heydrichs war nach dem Erla_ vom 27.September
1939 Himmler. Damit schlie_t sich der Kreis. Heydrich hatte vermutlich schon vor- 
her von den Experimenten erfahren, war also in das "Geheimnis" eingeweiht, denn 
sonst ist nicht zu verstehen, warum sich Nebe und Heess an ihn wandten. Heydrich 
war auch in der Lage, dem KTI die notwendigen technischen Hilfsmittel zur Verf|gung 
zu stellen. Er wandte sich Anfang Oktober an SS-Obersturmf|hrer Rauff, Leiter der 
Gruppe II D 3 (Technische Angelegenheiten), dessen Referat II D 3a 
(Kraftfahrwesen der Sicherheitspolizei) von SS-Hauptsturmf|hrer Pradel geleitet 
wurde. Dieser sagte in dem gegen ihn eingeleiteten Verfahren aus, Rauff habe zu ihm
gesagt: "Das ist ein Befehl von Heydrich, der ausgef|hrt werden mu_."[44] In diesem
Sinn ist auch die Aussage Rauffs vom 28.Juni 1972 in Santiago de Chile zu verste-
hen: "Ich halte es f|r ausgeschlossen, da_ Pradel die Entwicklung der Gaswagen 
von sich aus vorgenommen hat. Er mu_ einen Befehl daf|r entweder von mir
oder einem anderen Vorgesetzten, der |ber mir stand, bekommen haben."[45]

--

40. Aussage A. Widmanns vom 27.1. 1959 (Anm.16), Bl.33f.; Aussage H.Engelmanns, Adjutant
Nebes vom 9.1.1961, ebenda Bl.617; Aussage B.Wehners vom 26.1.1960(Anm.37).

41. Krausnick/Wilhelm Truppe S.150ff.

42. Aussagen Widmanns vom 27.1. 1959 (Anm.16) und vom 12.1. 1960 (Anm.14). Die beiden 
Aussagen unterscheiden sich dadurch, da_ f|r das geschilderte Geschehen 
verschiedene Zeitangaben gemacht werden. In der ersten nennt er als Zeit: kurz nach 
Beginn des Ru_landfeldzuges, in der zweiten: "kurz vor dem Ru_landfeldzug". Diese 
zweite Angabe stimmt wahrscheinlich nicht da auf die seelische Belastung der 
Erschie_ungskommandos hingeswiesen wird und die gro_en Entfernungen in der 
Sowietunion als Hindernis f|r den Transport der CO-Flaschen genannt werden. Diese 
Argumente kvnnen aber nur nach Beginn des Ru_landfeldzuges angef|hrt werden. Die 
weiteren Ausf|hrungen werden diese Feststellung noch untermauern. 

43. Ebenda.

44. Urteil des Landgerichts Hannover gegen Pradel und Wentritt, Az.2 Js 299/60 [ZSL, Az.415
AR-Z 220/1959, Bl.419].

45. StA Hamburg, Az.147 Js 31/67 [ZSL, Az.II 415 AR-Z 1310/63-E32 ,Bl.545].


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