Date: Thu, 22 Feb 1996 01:58:13 +0100 From: uroessl1Message-Id: <9602220058.AA19634@gwdu08.gwdg.de> Subject: sonderdruck-09 Die Entwicklung der Gaswagen beim Mord an den Juden 411 dem Kastenaufbau Gasproben entnommen wurden. Der Chemiker Leiding, Mitarbeiter des KTI, sagte dazu aus: "lch bin mal in diesen Wagen mit einer Gasmaske gestiegen, mit dem Auftrage, laufend Luftproben zu entnehmen. Diese Luftproben sind dann im Labor analysiert worden."[52] Weshalb diese Analysen notwendig waren, erfdhrt man aus der Aussage Widmanns vom 12.Januar 1960: "Der Sinn der Analyse war |brigens festzustellen, innerhalb welcher Zeit der CO-Gehalt im Wagen 1% erreicht hat. Bei diesem CO-Gehalt tritt in kurzer Zeit tiefe Bewu_tlosigkeit und dann der Tod ein. (3. Stadium der CO-Vergiftung.) Man wollte erreichen, da_ das erste und zweite Stadium der CO-Vergiftung nicht erst eintrat. Das erste Stadium ist Benommenheit und \belkeit, das zweite Stadium Erregungszustdnde."[53] Kurze Zeit danach fand eine Probevergasung im Konzentrationslager Sachsenhausen statt (das KTI hatte dort eine Werkstatt), an der au_er Heess und den beiden Chemikern Leiding und Hoffmann noch SS-Offiziere teilnahmen. Widmann war daran nicht beteiligt [54]. Laut Krausnick und Wilhelm hat er sich um den 3.November in Kiew aufgehalten [55]. Die Probevergasung in Sachsenhausen mu_ demnach zu diesem Zeitpunkt stattgefunden haben. Zu den Vorgdngen in Sachsenhausen sagte Leiding aus: "Welchem Zweck der Wagen dienen sollte, aus dem die Luftprobe entnommen wurde, habe ich erst einige Zeit spdter erfahren. Ich wurde eines Tages aufgeforden, mit nach Sachsenhausen zu fahren ... und dort stand ein Wagen, der dem gleich war oder dhnelte, welchen ich im Hof des Reichskriminalpolizeiamtes gesehen habe ... Die Zahl der Mdnner, die den Wagen bestiegen, mag vielleicht 30 betragen haben . . . Die Leichen hatten, wie von uns Chemikern festgestellt wurde, das rosarote Aussehen, wie es f|r Menschen typisch ist, die an einer Kohlenoxydvergiftung gestorben sind."[56] \ber die erfolgreiche Probevergasung informierte Heess nicht nur Pradel [57], sondern verfa_te zusammen mit Widmann dar|ber einen Bericht, den dieser vermutlich zu Heydrich brachte [58]. Damit war der Prototyp des Gaswagens geschaffen und erprobt. Die restlichen bei der Firma Gaubschat in Auftrag gegebenen Fahrzeuge wurden nun auch zu Gaswagen umgebaut. -- 52. Aussage vom 6.2. 1959, StA Stuttgart Az.13 Js 328/60 [ZSL, Az.439 AR-Z 18 a/1960, Bl.39]. Diese Analyse wird auch von Widmann bezeugt (Anm.14). 53. Aussage Widmanns vom 12.1. 1960 ebenda; vgl auch IMT-Dok 501-PS vom 16.5.42. 54. Das sagten |bereinstimmend Leiding, Hoffmann und Widmann aus. 55. Siehe Krausnick/Wilhelm, S.544f. Die Zeugenaussagen nennen als Zeitpunkt des Versuchs Anfang November 1941. 56. Aussage vom 6.2. 1959 (Anm.52), Bl.40. Hoffmann schildert den Vorgang dhnlich; Aussage vom 27.1. 1959,StA Hannover, Az. 2 Js 299/60 [ZSL, Az.415 AR-Z 220/59, Bl.95ff.]. 57. Siehe Urteil gegen Pradel, Bl.427. 58. Aussage von E.Freiwald, Angestellte beim KTI, vom 3.9.1959 und W.Schade vom 12.2. 1959, StA Hannover, Az.2 Js 299/60 [ZSL. Az.415 AR-Z 220/59, Bl.68 f. und 181]. 59. Siehe Anm.44.
Home ·
Site Map ·
What's New? ·
Search
Nizkor
© The Nizkor Project, 1991-2012
This site is intended for educational purposes to teach about the Holocaust and
to combat hatred.
Any statements or excerpts found on this site are for educational purposes only.
As part of these educational purposes, Nizkor may
include on this website materials, such as excerpts from the writings of racists and antisemites. Far from approving these writings, Nizkor condemns them and
provides them so that its readers can learn the nature and extent of hate and antisemitic discourse. Nizkor urges the readers of these pages to condemn racist
and hate speech in all of its forms and manifestations.