The Nizkor Project: Remembering the Holocaust (Shoah)

Shofar FTP Archive File: people/r/rauff.walter/Walter-Rauff.1972.txt


[Aus: ZSL, II 415 AR-Z 1310/63-E32, Bl.534-549,
StA Hamburg Az. 147 Js 31/67.
Kopie von der ZSL dankenswerter Weise zur Verf"ugung gestellt.
 (Schw"arzungen aus Datenschutzgr"unden mit XXXXXXXXX wiedergegeben)]

[Referenz 45 aus:
 Sonderdruck: M.Beer, _Die Entwicklung er Gaswagen beim Mord an den Juden_, 
  Miszelle, VfZ 37(3), pp.403-417 (1987)]

[S.1]--------------------------------------------------------------------
         Botschaft 
            der 
   Bundesrepublik Deutschland
         Santiago                              Santiago, den 28.Juni 1972


RK Sk 1600


                     Vernehmungsniederschrift
                     ------------------------

Anwesend LR I Dr. XXXXXXXXX zu allen konsularischen 
Befugnissen erm"achtigt, XXXXXXXXXX als Protokollf"uh-
rerin

in der gerichtlichen Voruntersuchung gegen

         Bruno Streckenbach

wegen Verdacht des Mordes (NSG)

sind erschienen

auf Ersuchen des Landgerichtes Hamburg, Untersuchungsrichter 4
- Az.: (54) 3/70 - vom 1. M"arz 1972

1.) Landgerichtsrat XXXXX, Untersuchungsrichter 4 beim 
                           Landgericht Hamburg

2.) Staatsanwalt XXXXXXXXX, Staatsanwaltschaft beim Landgericht
                            Hamburg

3.) Rechtsanwalt Dr. XXXXXXXXX, als Verteidiger des 
                                Angeschuldigten

4.) der Zeuge Walter Rauff.

Der Zeuge wurde zur Wahrheit ermahnt, auf die Folgen einer
unrichtigen Aussage hingewiesen und wie folgt vernommen:

1. Zur Person:
	Ich heisse Walther Rauff, 66 Jahre alt, wohnhaft in 
	XXXXXXXXXXXXXX, XXXXXXXXXXXXXX, Witwer, Industrieller,
	deutscher Staatsangeh"origer. Mit dem Angeschuldigten nicht
	verwandt und nicht verschw"agert.
	"Uber sein Auskunftsverweigerungsrecht nach [Paragraph] 55 StPO
	belehrt, aussagebereit.

							- 2 -

[S.2]--------------------------------------------------------------------

				- 2 -

2. Zur Sache:
	Von 1924 bis Ende 1937 war ich bei der Reichsmarine. Ich war
	dort auf eigenen Antrag ausgeschieden und mit allen Ehren
	entlassen worden. "Mit allen Ehren" bedeutet, dass ich das 
	Recht zum Tragen der Uniform sowie Pensionsanspr"uche hatte.

	Ich suchte nunmehr eine neue, meiner Vorbildung entsprechende
	Stellung. Ich hatte w"ahrend meiner Zeit bei der Reichsmarine
	den SA-Obergruppenf"uhrer von Jagow kennen gelernt, der als 
	Reserveoffizier bei mir gewesen war. Er rief mich eines Tages 
	an und teilte mir mit, er habe "uber eine Stellung f"ur mich
	mit Heydrich gesprochen. Ich sollte mich im Geheimen Staats-
	polizeiamt bei Dr. Best vorstellen. Dr. Best sagte mir bei 
	dieser Vorstellung, dass ich am 7.1.1938 im SD-Hauptamt meine
	T"atigkeit antreten solle. Es war zun"achst vorgesehen, dass ich
	im Laufe von 6 Monaten alle Abteilungen der Sicherheitspolizei,
	des SD und der Kripo informationshalber durchlaufen sollte.
	Ich begann mienen Rundlauf bei Schellenberg im SD-Hauptamt.
	Nach einigen Wochen wurde jedoch der urspr"ungliche Plan
	fallen gelassen. Ich wurde mit der Organisation der personellen
	und materiellen MOB-Vorbereitungen f"ur SD und Sicherheitspoli-
	zei beauftragt. Ich sollte also pr"ufen, welche Angeh"origen
	des SD und der Sicherheitspolizei im Mobilmachungsfalls unbe-
	dingt in ihren Stellungen bleiben mu"sten.

	In diesem T"atigkeitsbereich verblieb ich, bis es zur Zusammen-
	legung von SD und Sicherheitspolizei zum Reichssicherheits-
	hauptamt kam. Das muss nach meiner Erinnerung etwa im Zeit-
	punkt des Kriegsbeginns mit Polen gewesen sein.

	Den Polenfeldzug habe ich von Berlin aus erlebt. W"ahrend des
	Norwegen-Feldzuges war ich in Oslo, um dort die Nachrichten-
	verbindungen mit Deutschland zu organisieren. Heydrich hatte
	mir gesagt, ich k"onne anschliessend f"ur einige Zeit zur
	Marine zur"uckkehren. Von Anfang 1940 an war ich dann f"ur min-
	destens ein Jahr wieder bei der Marine, und zwar im Minen-
	suchdienst im Kanal. In den ersten Monaten des Jahres 
	1941 wurde ich nach Berlin zur"uckberufen. Wie man mir erz"ahlte,
	hatte Heydrich mich allein bei Raeder angefordert.

							- 3 -

[S.3]--------------------------------------------------------------------


				- 3 -

	Ich wurde nun im RSHA Leiter der Amtsgruppe II D. Innerhalb
	dieser Amtsgruppe wurden alle technischen Angelegenheiten
	geregelt. Die Gruppe II D (Technik) umfasste 6 oder 7 Referate.
	Die Stellung als Gruppenleiter hatte ich bis einige Monate
	nach Heydrichs Tod inne. Anschliessend wurde ich zu einem 
	Einsatz in Afrika bei Rommel abkommandiert.

	Als Heydrich als Protektor nach Prag gegangen war, habe ich
	ihn dorthin begleitet, um das dortige technische
	Nachrichtenwesen zu organisieren. Ich bin in dieser Zeit
	h"aufig zwischen Berlin und Prag hin und her gependelt. Als
	das Attentat erfolgte, war ich gerade in Berlin und stand vor
	einer Reise nach Rom. Als ich von der Adjutantur Heydrichs
	erfuhr, dass keine Lebensgefahr bestehe, reiste ich nach Rom
	ab. nach meiner Erinnerung bin ich nach dem Tode Heydrichs
	noch etwa 3 -4 Monate im RSHA geblieben. Ich glaube, Kalten-
	brunner war schon zum Nachfolger Heydrichs ernannt, als ich
	nach Afrika ging. Wenn mir vorgehalten wird, dass Kaltenbrunner
	sein Amt erst Anfang 1943 angetreten hat und dass Heydrich
	am 4.Juni 1942 gestorben ist, dann m"ochte ich allerdings sagen,
	dass ich im Zeitpunkt des Amtsantritts von Kaltenburnner schon
	nach Afrika gegangen war.

	Wenn ich nach dem Amtschef II gefragt werde, so erinnere ich
	mich an einen kleinen Verwaltungsbeamten, dessen Name mir im
	Moment nicht gel"aufig ist. Wenn mir der Name Dr.Siegert genannt
	wird, so kann ich nur sagen, dass ich ihn gemeint habe. Der
	erste Amtschef II war allerdings Dr. Best. Jedenfalls war es 
	meiner Erinnerung nach so, dass Dr. Best seit der Gr"undung
	des RSHA Amtschef II gewesen ist, ohne dass ich heute noch
	sagen k"onnte, wann er das RSHA verlassen hat.

	Chef des Amtes I (Personal) war nach meiner Erinnerung seit
	der Zusammenlegung der Sicherheitspolizei und des SD zum
	RSHA Streckenbach. Wenn ich danach gefragt werde, ob nach der
	Gr"undung des RSHA das urspr"ungliche Amt I in die neuen "Amter
	I und II aufgeteilt worden ist, so habe ich an einen derartigen
	Vorgang keine Erinnerung.

	Wenn mir weiter der Name Dr.Nockemann vorgehalten wird, so
	war auch er, wenn ich mich recht erinnere, Amtschef II.

							- 4 -

[S.4]--------------------------------------------------------------------

				- 4 -

	Von Dr.Nockemann erinnere ich, dass er einen Autounfall hatte,
	bei dem seine Frau und sein Fahrer ums Leben kamen. Dr.Nock-
	mann ist dann aus dem Amt II ausgeschieden und sp"ater in 
	Russland gefallen. Ich kann jedoch nicht sagen, wann der Un-
	fall war und wann er das Amt II verlassen hat. Ich w"urde
	jetzt meinen, dass Dr.Siegert der Nachfolger Dr.Nockemanns
	gewesen ist, kann das jedoch mit Sicherheit nicht behaupten.

	Wie lange Streckenbach Amtschef I gewesen ist, weiss ich
	ebenfalls nicht. Ich kann nicht einmal sagen, ob er "uberhaupt
	aus dem RSHA ausgeschieden ist. Ebensowenig kann ich mit 
	Sicherheit sagen, ob er noch Amtschef war, als ich das RSHA
	verliess und nach Afrika ging. Ein Nachfolger f"ur Strecken-
	bach ist mir nicht bekannt. Auch wenn mir die Namen Schulz
	und Ehrlinger vorgehalten werden, so kann ich mich an sie
	als Nachfolger Streckenbachs nith erinnern, obwohl mir 
	Ehrlinger als Person durchaus bekannt ist.

	Ich m"ochte noch klarstellen, dass ich bei Rommel nur kurze
	Zeit gewesen bin und schon vor der Schlacht bei El
	Alamein nach Berlin zur"uckkehrte. Mein Aufenthalt in Berlin
	war jedoch ebenfalls nur von kurzer Dauer und ich kam an-
	schliessend mit meinen Leuten nach Tunis. Schon seit meinem
	ersten Weggang nach Afrika habe ich mich um die Vorg"ange
	in Berlin, insbesondere im RSHA, "uberhaupt nicht mehr gek"ummert.

	Mir ist bekannt, dass das Verh"altnis zwischen Best und Hey-
	drich sehr gespannt war. Ich weiss, dass Best aus dem RSHA
	weggehen wollte, weil er mi Heydrich nicht zurecht kam.

	Wenn ich nach dem Verh"altnis zwischen Heydrich und Strecken-
	bach gefragt werde, so glaube ich, dass Streckenbach gegen-
	"uber Heydrich sehr reserviert war und durchaus nicht alle
	Massnahmen Heydrichs gebilligt hat. Soweit ich es allerdings
	beurteilen kann, war das Verh"altnis zwischen Best und Heydrich
	gespannter als das zwischen Streckenbach und Heydrich. Dazu 
	musss ich allerdings noch sagen, dass ich mit Dr. Best wesent-
	lich mehr als mit Streckenbach zu tun gehabt habe. Ferner
	m"ochte ich auf entsprechende Frage betonen, dass ich von 
	Heydrich "uber sein Verh"altnis zu Best und Streckenbach nichts

							- 5 -

[S.5]--------------------------------------------------------------------

				- 5 -

	erfahren habe. Wenngleich n"amlich Heydrich ebenfalls Angeh"o-
	riger der Marine gewesen war, so hatte ich doch keinen pers"on-
	lichen Kontakt mit ihm gehabt. Meine erste pers"onliche Begeg-
	nung mit Heydrich hatte ich erst, nachdem ich schon mehr als
	ein halbes Jahr im SD-Hauptamt war.

	Nach und nach habe ich mitbekommen, dass es im RSHA viele
	Intrigenn gab. Ich weiss nicht, welche Vorberufe Streckenbach
	gehabt hat, f"ur mich ging er im RSHA sehr gerade und korrekt
	seinen Weg, und das musste schon dazu f"uhren, einen Mann wie
	Heydrich zu schockieren. Als Hauptquelle meiner Erfahrungen
	in dieser Hinsicht kann ich Dr. Pl"otz nennnen, mit dem ich 
	recht gut befreundet war. Ausserdem habe ich einiges von 
	Kluckhon erfahren. Ich kann zwar nicht sage, auf welchen Ge-
	bieten die von mir erw"ahnten Massnahmen lagen, die Strecken-
	bach bei Heydrich nicht gebilligt hat, ich kann aber fest
	behaupten, dass es zwischen ihm und Heydrich Differenzen ge-
	geben hat.

	"Uber das Verh"altnis zwischen Streckenbach und Himmler habe ich
	keine Ahnung.

	Ob Streckenbach irgendwie in die Verwaltung des Amtes II
	mit eingeschaltet war, weiss ich zwar nicht, ich glaube es
	aber nicht. Nach meiner Erinnnerung war Dr. Siegert vollwertiger
	Amtschef und nicht nur vertretungsweise mit der F"uhrung des
	Amtes II beauftragt.

	Auch nachdem mir das Schreiben Heydrichs vom 20.6.1941 (Blatt
	6802) vorgehalten worden ist, kann ich nur sagen, dass ich
	mich nicht daran erinnern kann, dieses Schreiben jemals ge-
	sehen zu haben. Auch nachdem ich vom Inhalt des Schreibens
	Kenntnis genommen habe, ist mir nicht erinnerlich, dass Dr.
	Siegert das Amt II nur vertretungsweise gef"uhrt h"atte.

	Von dem Russlandfeldzug habe ich offiziell erst am Vorabend
	des Beginns dieses Feldzuges erfahren. An diesem Abend erfuhr
	ich im RSHA oder an einem anderen Ort, der mir nicht erinner-
	lich ist von Heydrich, dass am n"achsten Morgen der Feldzug
	gegen Russland beginnen werde. Bis zu dieser Mitteilung hatte

							- 6 -

[S.6]--------------------------------------------------------------------

				- 6 -

	ich keinerlei konkrete Anhaltspunkte daf"ur, dass ein Krieg
	gegen Russland bevorstehe und wann ein solcher Feldzug be-
	ginnnen k"onnte.

	Ich kann mich heute auch nicht mehr daran erinnnern, dass f"ur
	den Russlandfeldzug Einsatzgruppen und Kommandos in Pretzsch,
	D"uben und Bad Schmiedeberg aufgestellt worden sind. Mir ist
	heute lediglich der Ort Bad Schmiedeberg im Zusammenhang mit
	der Aufstellung von Einsatzgruppen irgendwie in der Erinnerung.
	Seinerzeit muss mir allerdings bekannt gewesen sein, dass
	die Einsatzgruppen aufgestellt wurden, denn ich war f"ur deren
	Ausr"ustung verantwortlich. Ich werde dann jedoch nur geahnt
	aber nicht gewusst haben, wo das Ziel des kommenden Einsatzes
	liegen w"urde. In diesem Zusammenhang m"ochte ich bemerken,
	dass die Einsatzgruppen nicht mit Winterbekleidung ausge-
	r"ustet wurden, wie es f"ur einen Einsatz f"ur Russland erforder-
	lich gewesen w"are.

	F"ur die Beschaffung der Kraftfahrzeuge der Sicherheistspolizei
	war der mir unterstellte Pradel zust"andig. Pradel, der aus
	der Schutzpolizei hervorgegangen war, mochte mich nicth, und 
	stand in einem gewissen Gegensatz zu mir. Ob ich mit ihm nach 
	meiner R"uckkehr von der Marine eine Auseinandersetzung wegen
	der Beschaffung von Kraftfahrzeugen f"ur einen bevorstehenden
	Einsatz gehabt habe, halte ich zwar f"ur m"oglich, ohne mich je-
	doch konkret daran erinnern zu k"onnen. Ich habe auch keine
	Erinnerung daran, in diesem Zusammenhang eine Besprechung mit
	Streckenbach gehabt zu haben.

	Mir sind die entsprechenden Angaben Pradels aus seiner Ver-
	nehmung vom 30.3 1971 (Blatt 6965 f, 6969) vorgehalten worden.
	Ich kann dazu nur folgendes sagen : der von Pradel erw"ahnte
	Major Puschke ist mir nicht bekannt, ich habe stets auf h"ohe-
	rer Ebene, n"amlich mit dem General Fellgiebel betreffend
	Nachrichtenmaterial verhandelt. Bez"uglich Kraftfahrzeuge habe
	ich auf verglecibarer Ebene im OKW verhandelt, ohne dass ich
	insoweit noch einen Namen angeben k"onnte. Nicht richtig ist,
	dass ich nach den Angaben Pradels ersta nach dem Bginn des
	Russlandfeldzuges von der Marine ins Amt zur"uckgekehrt sein
	soll. Auch ist mir nach wie vor nicht erinnerlich, dass ich
	wqegen der Kraftfahrzeuge mit Streckenbach gesprochen haben
	soll. ich kann zwar nicht sagen, ob Streckenbach bei der 

							- 7 -

[S.7]--------------------------------------------------------------------

				- 7 -

	Vorbereitung des kommenden Einsatzes "uber rein personal-
	m"assige Angelegenheiten hinaus t"atig geworden ist, weiss ich
	zwar nicht, glaube es aber auch nicht, jedenfalls ist mir
	nicht erinnerlich, dass er in irgende einer Weise auf dem Ge-
	biet der materialm"assigen Ausr"ustung t"atig geworden ist, f"ur
	die das Amt II zust"andig war. Auch kann ich mich nicht daran 
	erinnern, an einer von Streckenbach geleiteten Besprechung
	teilgenommen zu haben, auf der Fragen des kommenden Einsatzes
	er"ortert worden w"aren.

	Wenn ich gefragt werde, wie die Vertretung f"ur Heydrich geregelt
	war, so ist es nach meiner Erinnerung anfangs so gewesen, dass
	Dr. Best Heydrich vertreten hat. Ich kann aber nicht sagen,
	ob diese Regelung bis zum Ausscheiden von Dr. Best aus dem RSHA
	beibehalten worden ist. In diesem Zusammenhagn m"ochte ich be-
	merken, dass Heydrich ein "uberaus misstrauischer Mensch war,
	der es nicht mochte, wenn jemand anderes auf seinem Stuhl sass
	und f"Ur ihn regierte.

	Wie de Frage der Vertretung f"ur Heydrich geregelt war, als 
	ich Anfang 1941 in das RSHA zur"uckkam, weiss ich nicht. Ich 
	kann nur annehmen, dass irgend jemand ihn w"ahrend seiner Ab-
	wesenheit vertreten hat, ohne dass ich sagen k"onnte,
	wer das gewesen sein k"onnte. Auch f"ur die Zeit seiner T"atigkeit
	als Protektor in Prag und f"ur die Zeit nach seinem Tod ist mir
	eine Vertretungsregelung nicht bekannt. Ich kann nur annehmen,
	dass w"ahrend dieser Zeit die Amtschefs Himmler direkt unter-
	stellt waren. Im "ubrigen h"atte sich beispielsweise ein Mann 
	wie M"uller niemals Streckenbach oder einem anderen ihm gleich-
	gestellten Amtschef unterstellt.

	Meines Wissens gabe se verschiedene Anw"arter f"ur die Nachfolge
	Heydrichs, ohne dass ich insoweit Namen nennen k"onnte. Ob
	Streckenbach als Nachfolger im Gespr"ach war, weiss ich zwar 
	nicht, halte es aber f"ur m"oglich, denn er hatte einen guten
	Namen in der Sicherheitspolizei und im SD und zwar nicht,
	weil er den wilden Mann gespielt h"atte, sondern weil er ruhig
	und sachlich war. Dass dann Kaltenbrunner Nachfolger Heydrichs
	wurde, hat jedenfalls mich "uberrascht.

	Mir ist auch nichts dar"uber bekannt, ob es eine Regelung "uber
	die Vertretung der Amtschefs untereinander gab. Ich pers"onlich
	w"urde meinen, dass bei Verhinderung eines Amtschefs der begreffende

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[S.8]-------------------------------------------------------------------

				- 8 -

	Gruppenleiter in eigener Verantwortung t"atig geworden ist
	oder sich direkt an den Hauptammtschef gewandt hat.

	Von den Massnahmen gegen die Juden in Russland habe ich von 
	Anfang an Kenntnis gehabt. Ich habe aber niemals offiziell
	erfahren, auf welchem Befehl die T"otung der Juden beruhte.
	Zwar ist mir nach dem Krieg bekannt geworden, dass es einen
	sogenannten "F"uhrerbefehl" gab, der die Liquidierung der Juden
	aus rassischen Gr"unden zum Inahlt hatte, ich kann mich jedoch
	nicht daran erinnern, dass mir schon w"ahrend des Krieges je-
	mals gesagt worden w"are, dass ein derartiger Befehl vorliege.
	Von dem Vorliegen eines solchen Befehls h"atte ich f"ur meine
	T"atigkeit in Tunis Kenntnis erlangt haben m"ussen, denn dort
	gab es viele Juden, die z.T. sogar freiwillig f"ur uns gearbei-
	tet haben, ohne dass ihnen irgend etwas geschehen w"are.

	Schon w"ahrend des Polenfeldzuges hatte ich von Liquidierungs-
	massnahmen gegen"uber den Juden geh"ort, ohne dass ich heute
	noch sagen k"onnte, ob ich das offiziell auf Besprechungen
	oder aus irgend welchen Gespr"achen erfahren hatte.

	Mir sind die Protokolle "uber die Amtschefbesprechungen im
	Herbst 1949 vorgelegt worden. Obwohl ich in den meisten dieser
	Besprechungen als Teilnehmer aufgef"uhrt werde und obwohl das
	unter den Protokollen befindliche Handzeichen zweifellos von 
	mir stammt, habe ich auch jetzt keinerlei Erinnerung daran,
	and diesen Besprechungen teilgenommen zu haben. Damit m"ochte
	ich jedoch in keiner Weise die Richtigkeit dieser Protokolle
	infrage stellen. Wenn ich "uber diese Angelegenheit nachdenke,
	so halte ich es f"ur m"oglich, dass ich damals in meiner oben
	erw"ahnten Eigenschaft als MOB-Vorbereiter an diesen Bespre-
	chungen teilgenommen und als j"ungster der Anwesenden mit der
	F"uhrung des Protokolls beauftragt worden bin.

	Auf Fragen des Staatsanwalts.
	-----------------------------

	Zu meinen Aufgaben als MOB-Referent geh"orte es nicht, mich um 
	die Aufstellung der Einsatzkommandos zu k"ummern. Das war im 
	"ubrigen damals auch noch gar nicht im Gespr"ach.

	Der Einmarsch in die CSR war f"ur meine T"atigkeit als MOB-Refe-
	rent eine gewisse Bew"ahrungsprobe, weil sich damals heraus-
	stellte, dass ein Teil der M"anner in den Einsatz ging, die
	eigentlich h"atten dableiben m"ussen. Deswegen wurde eine neue
	Aufstellung derjenigen M"anner vorgenommen, die unbedingt

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	auf ihren Posten bleiben mussten.

	Aufgrund der Erfahrungen in der CSR wurde vor dem Polenfeldzug
	die Aufstellung der Einsatzgruppen organisiert. Ich hatte da-
	mit im Hinblick auf die technische Ausr"ustung der Gruppen zu
	tun. Die Anweisungen daf"ur habe ich einmal vom Oberf"uhrer
	Albert, dem Amtschef I des SD-Hauptamtes, zum anderen von 
	Dr.Best bekommen.

	F"ur die Ausr"ustung der Einsatzgruppen im Russlandfeldzug
	muss ich meine Anweisungen von dem damals amtierenden Amtschef
	bekommen haben, wobei ich nicht sagen kann, ob das s.Zt. Dr.
	Nockemann oder Dr. Siegert gewesen ist. Ich meine, dass ich 
	im M"arz oder April 1941 von der Marine zur"uckgekommen bin.
	Ob schon vor diesem Zeitpunkt die Vorbereitungen f"ur den
	Russlandfeldzug, soweit sie die Ausr"ustung der Einsatzgruppen
	betrafen, angelaufen sind, weiss ich nicht.

	Von einem Organisationsbefehl f"ur die Einsatzgruppen im Russ-
	landfeldzug, der von allen Beteiligten mit unterzeichnet wo-
	den sein soll, ist mir nichts bekannt.

	Der von den Einsatzgruppen ben"otigte Kraftstoff wurde von
	der Wehrmacht geliefert. Das war auf oberster Ebene ausge-
	handelt worden. Die ben"otigte Munition wurde auf Grund von
	Verhandlungen mit dem OKW von der Wehrmacht an uns nach 
	Berlin geliefert und  dann von uns an die Einsatzgruppen weiter-
	geleitet. Es gab also keine direkte Munitions"ubergabe von
	der Wehrmacht and die Einsatzgruppen, soweit mir bekannt ist.
	Im "ubrigen hat in die von mir erw"ahnten Verhandlungensogar
	Heydrich selbst eingegriffen, wenn ich nicht weiterkam. Ich 
	pers"onlich kann mir deswegen auch nicht vorstellen, dass
	Streckenbach einem nachgeordneten Mann wie Pradel f"ur Verhand-
	lungen mit der Wehrmacht das Stichwort "Barbarossa" genannt
	haben soll. Die erforderlichen Fahrer wurden aus dem vorhan-
	denen Fahrerstamm oder aus Leichtverletzten genommen, die von
	der Front zur"uckkamen und noch einsatzf"ahig waren. Dass man
	sich and das NSKK gewandt h"atte, ist mir nicht bekannt. Mir
	erscheint es zweifelhaft, dass Streckenbach Pradel gesagt
	haben soll, sich deswegen mit dem NSKK in Verbindung zu setzen.

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	Es kann sein, dass ich mich mit Streckenbach im Hinblick auf
	die Einsatzgruppen "uber personelle Dinge unterhalten habe,
	doch habe ich keine konkrete Erinnerun an eine solche Be-
	sprechung. Ich weiss "uberhaupt von keinem einzigen positiven
	Fall, in dem ich dienstlich zu Streckenbach gegangen w"are.
	Ich habe Streckenbach zuletzt 1960 oder 1962 gesehen, als ich
	in Deutschland war. Ich sass damals in einem Kaffee in M"unchen
	und sah zuf"allig Streckenbach vorbeigehen. Wir haben uns da-
	mals unterhalten, aber nicht gemeinsame dienstliche Dinge ge-
	sprochen.

	Ich kann mich nicht erinnern, dass Streckenbach w"ahrend des
	Polenfeldzuges F"uhrer einer Einsatzgruppe und sp"ater BdS in
	Krakau gewesen ist.

	Von den Liquidierungsmassnahmen in Polen muss ich aus den 
	Amtschefbesprechungen erfahren haben. Eine eigene Erinnerung
	an diese Dinge habe ich heute nicht mehr. Ich weiss, dass in
	einem dieser Protokolle von Liquidierungsmassnahmen gegen"uber
	der polnischen Intelligenz die Rede ist. Ob in anderen Proto-
	kollen auch von der Liquidierung der Juden gesprochen wird,
	weiss ich nicht. Mir ist auch nicht erinnerlich, ob seinerzeit
	die Trennung in ein "Nahziel" und ein "Endziel" erfolgte. Ob
	ich damals schon aus den Amtschefbesprechungen den Schluss
	gezogen hbe, dass die Juden generell vernichtet werden sollten
	oder ob das bei den damaligen Amtschefbesprechungen sogar
	ausdr"ucklich gesagt worden ist, weiss ich nicht mehr. Ich
	m"ochte allerdings meinen, dass in den Protokollen vermerkt
	worden w"are, wenn ausdr"ucklich dar"uber gesprochen worden w"are.

	Wenn es in dem Protokoll "uber die Besprechung vom 21.9. 1939
	heisst, dass Judentum sei in den St"adten im Ghetto zusammenzu-
	fassen, um eine bessere Kontrollm"oglichkeit und sp"ater Abschub-
	m"oglichkeit zu haben, so kann ich heute nicht sage, was da-
	mals unter Abschubm"oglichkeit verstanden wurde (Blatt 1713).
	Wie sich aus den Amtschefprotokollen ergibt, ist dort von 
	einer Endl"osung noch nicht die Rede, ich muss also insoweit
	meine Aussage revidieren, als ich oben angegeben habe, mir
	sei schon im September 1939 von den generellen Liquidierungen
	bekannt gewesen.

							- 11 -

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				- 11 -

	Wenn es in dem Protokoll "uber die Besprechung vom 27.9. 1939
	weiter heisst (Blatt 1714), Erschiessungen sind nur noch vor-
	zunehmen bei Notwehr und Fluchtversuchen, alle "ubrigen Prozesse
	seien an die Kriegsgerichteabzugeben, die mit Antr"agen so
	eingedeckt werden m"ussten, dass sie der Arbeit nicht Herr werden
	k"onnten, so kann ich mit Sicherheit nicht sagen, worauf das
	zur"uckzuf"uhren ist. Ich nehme an, dass sich seinerzeit die
	Wehrmacht "uber irgend welche Erschiessungen beschwert hat,
	denn die Wehrmacht war im Frontgebiet oberster Gerichtsherr
	und mochte es nicht, wenn jemand naderes in ihrem Bereich Er-
	schiessungen oder andere gerichtliche Massnahmen vornahm.
	Wenn es in dem erw"ahnten Protokoll ferner heisst, vom politi-
	schen F"uhrertum seien noch h"ochstens 3% vorhanden, (Blatt 1713)
	so kann ich nicht sagen, was mit den "ubrigen 97% geschehen ist.
	Wahrscheinlich ist ein Grossteil von ihnen nach dem Osten ge-
	flohen. Jedenfalls halte ich es f"ur ausgeschlossen, dass die
	97% vorher erschossen worden sind, denn daf"ur gab es sp"ater
	viel zu viele Partisanen, die von Angeh"origen der Intelligenz ge-
	f"uhrt wurden.

	Wenn es in dem Protokill vom 16.10.1939 (Blatt 1723) heisst,
	C sei auf die Liquidierung des f"uhrenden Polentums eingegangen
	und habe von Listen gesprochen, die die Einsatzgruppenleiter
	vorzulegen h"atten, so habe ich daran heute keine Erinnerung
	mehr.

	Bei dem im Vermerk vom 5.10. 1939 (Blatt 1720 ) angesprochenen
	alten Problem SD-Polizei und Wehrmacht handelte es sich darum,
	dass die Wehrmacht im Frontgebiet die absolute Priorit"at hatte,
	dass aber die Sicherheitspolizei und SD Aufgaben wahrnahmen, die
	eigentlich Sache der Wehrmacht waren, von ihr aber nicht
	wahrgenommen werden konnten. Deswegen gab es st"andig Reibereien.
	Es kann sein, ist aber nicht unbedingt erforderlich, dass sich
	diese Differenzen auch auf Erschiessungen bezogen haben. Wie
	allerdings dieses Problem erneut auftauchte, nachdem Heydrich
	in der Besprchung vom 19.9 1939 erkl"art hatte (Blatt 1705),
	dass seine Besprechung mit Oberst Wagner als sehr g"unstiges
	Ergebnis in der Zusammenarbeit mit der Wehrmacht bezeichnet
	werden m"usse, weiss ich nicht.

							- 12 -

[S.12]------------------------------------------------------------------
 

				- 12 -

	Ob ich gebeten habe, an den Amtschefbesprechungen teilzu-
	nehmen, weiss ich nicht. Es ist m"oglich, dass ich das im
	Hinblick auf die Ausr"ustungsprobleme getan habe.

	Die Aktenvermerke waren f"ur unsere eigenen Unterlagen bestimmt,
	nicht f"ur Heydrich.

	Alle diese Er"orterungen "uber die Protokolle bringen mir keine
	eigene Erinnerung an die damaligen Vorg"ange, obwohl ich seit 
	der ersten "Ubersendung eines derartigen Protokolls an mich
	mehrfach dar"uber nachgedacht habe.

	Hinsichtlich der Judenvernichtungen in Russland weiss ich,
	dass daf"ur Gaswagen eingesetzt wurden. Ich kann aber nicht
	sagen, von wann an und in welchem Umfang dies geschehen ist.
	Ich war fr"uher der festen Meinung, dass die Sache mit den Gas-
	wagen in der Zeit angelaufen ist, in der ich bei der Marine
	war. Heute habe ich daran Zweifel und halte es f"ur m"oglich,
	dass diese Angelegenheit erst in Gang gekommen ist, nachdem
	ich von der Marine zur"uckgekommen war. Jedenfalls weiss ich,
	dass ich irgendwann nach meiner R"uckkehr im Hof zwei dieser
	Gaswagen stehen gesehen habe, die mir Pradel gezeigt hat.
	Irgendwie habe ich dann auch erfahren, dass man die Gaswagen
	zur Vollstreckung von Urteilen wie auch zur T"otung der Juden
	benutzt hat.

	Ich halte es f"ur ausgeschlossen, dass Pradel die Entwicklung
	der Gaswagen von sich aus vorgenommen hat. Er muss einen Be-
	fehl daf"ur entweder von mir oder von einem anderen Vorgesetzten,
	der noch "uber mir stand, bekommen haben.

	Ob ich damals Bedenken gegen den Einsat der Gaswagen hatte,
	kann ich nicht sagen. F"ur mich stand damals im Vordergrund,
	dass die Erschiessungen f"ur dei M"anner, die damit befasst
	wurden, eine erhebliche Belastung darstellten und dass diese
	Belastung durch den Einsatz der Gaswagen entfiel.

	Ich glaube nicht, dass seinerzeit Dr. Siegert mit diesen Dingen
	befasst worden ist, wenn er davon wohl auch gewusst hat.

	Es ist richtig, dass ich "uber den Einsatz der Gaswagen etwas von
	Becker bekommen habe. Ich selbst hatte Becker  gesagt, mir einen
	entsprechenden Bericht zuzusenden.

							- 13 -

[S.13]------------------------------------------------------------------

				- 13 -	

	Warum in dem mir vorgelegten Schreiben aus dem Referat II A 2
	vom 19.11.1942 (Blatt 3698 ff) Dr. Siegert als "Amtschef i.V."
	aufgef"uhrt und warum dieses Schreiben von Streckenbach ebenfalls
	"i.V." unterzeichnet worden ist, kann ich nicht erkl"aren.

	Ich kann mich an keinen Vorgang aus dem Amt II erinnern, den
	ich Streckenbach vorgelegt h"atte.

	Es ist nicht richtig, dass ich bei der Marine zum selben Aus-
	bildungslehrgang geh"orte wie Heydrich. Er war bereits 1922
	ich aber erst 1924 eingetreten. Er war Funkmann, ich Minen-
	sucher, er war an Land, ich an Bord t"atig. Aus all diesen
	Gr"unden ist es w"ahrend der Marinezeit zu keinem pers"onlichen
	Kontakt zwischen uns gekommen. Ich habe mich deswegen nach
	meinem Ausscheiden aus der Marine auch nicht an Heydrich ge-
	wandt, sondern die Verbindung ist "uber den schon erw"ahnten
	von Jagow zustande gekommen. Sp"ater allerdings ist es auf
	famili"arer Ebene zu n"aheren pers"onlichen Kontakten gekommen,
	ohne dass sich das dienstlich irgendwie ausgewirkt oder mir
	gar Vorteile gebracht h"atte.

	Heydrich war ein wahnsinniger Ehrgeizling, ein Fuchs, der 
	"ausserst misstrauisch war und der niemanden neben oder gar
	"uber sich duldete. Zudem war er ein Mensch, der nicht verlie-
	ren konnte. Nicht einmal im Spiel. Dem gem"ass war das Verh"altnis
	zwischen ihm und allen anderen Personen, die sehr weit oben 
	standen, wie z.B. Streckenbach, von der Pers"onlichkeit Hey-
	drichs her, sehr schwierig. Ich kann deswegen meine obige
	Aussage wiederholen, dass ein aufrechter und gerader Mensch wie
	Streckenbach auf Heydrich schockierend wirkte.

	Ob ich Streckenbach und Heydrich zusammen erlebt habe, erinne-
	re ich zwar positiv nicht, es ist aber wahrscheinlich.
	Jedenfalls werde ich den einen "uber den anderen habe reden
	h"oren, ich werde "uber sie und "uber ihr Verh"altnis zueinander
	von den Adjutanten heydrichs geh"ort haben. Aus alle dem kann
	ich den Schluss ziehen, dass das Verh"altnis zwischen ihnen
	reserviert war.

							- 14 -

[S.14]------------------------------------------------------------------

				- 14 -

	Ein konkretes Beispiel f"ur Differenzen zwischen Heydrich
	und Streckenbach kann ich nicht nennen.

	Dr.Pl"otz stand sich mit jedermann, also auch mit Streckenbach
	gut. Ob er allerdings mit Streckenbach befreundet war, weiss
	ich nicht. Dr. Pl"otz war alles andere als ein Soldat, wie er
	zu seinem Posten als Adjutant gekommen ist, weiss ich nicht.
	Wie jeder andere auch, sollte auf Wunsch von Heydrich auch
	Dr. Pl"otz einen Einsatz bei der k"ampfenden Truppe ableisten.
	Es ist aber allerdings richtig, dass Pl"otz erst nach dem Tode
	von Heydrich an die Front gekommen ist. Der von Heydrich ge-
	w"unschte Fronteinsatz, jedenfalls der F"uhrer, sollte bei der 
	Waffen-SS oder bei der Wehrmacht erfolgen. Mir ist nichts
	davon bekannt, dass sich Heydrich einer Versetzung dorthin
	widerstrebt h"atte. Allerdings hat er sich den Zeitpunkt da-
	f"ur selbst vorbehalten. Die Eins"atze bei der Sicherheitspolizei
	in den besetzten Gebieten, galten f"ur ihn nicht als Frontbe-
	w"ahrung.

	
	Auf Fragen des Verteidigers
	---------------------------

	Gehen Sie davon aus, dass der Inhalt der Amtschef- und Einsatz-
	gruppenleiter-Besprechungen und der entsprechenden Protokolle
	"insbesondere  des Protokolls vom 27.9. 1939, (Blatt 1710 ff) "
	anderen Personen als den im Vermerk aufgef"uhrten mitgeteilt
	worden ist?

	Ich bin der Ansicht, dass der Inhalt der Protokolle noch 
	nicht einmal den anfangs des Protokolls aufgef"uhrten Personen
	mitgeteilt worden ist, weil diese Protokolle keinen Verteilungs-
	plan tragen. Ich bin der Ansicht, dass diese Protokille le-
	diglich als Gedankenst"utze f"ur mich selbst gemacht worden sind.

	Wenn mir aus dem Protokoll vom 278.9. 1939 vorgehalten wird,
	dass die Judendeportationen in den fremdsprachigen Gau, Abschie-
	bung "uber die Demarkationslinie vom F"uhrer genehmigt worden
	ist, so bedeutete das die Abschiebung der Juden aus den 
	deutschen Gebieten soweit wie m"oglich nach dem Osten. Wenn
	in diesem Zusammenhang auch von einer T"otung der Juden die
	Rede gewesen w"are, h"atte ich das sicher in das Protokoll auf-
	genommen.

							- 15 -

[S.15]------------------------------------------------------------------

				- 15 -

	Wenn es in diesem Protokoll weiter heisst, Erschiessungen
	sind nur noch bei Notwehr oder Fluchtversuchen vorzunehmen,
	alle "ubrigen Prozesse sind an die Kriegsgerichte abzugeben,
	dann bedeutet das, dass auch alle vorangegangenen Erschiessun-
	gen auf Prozessen, d.h. auf gerichtlichen Verhandlungen bzw.
	auf gerichtlichen Urteilen beruhten, sofern es sich nicht um
	F"alle von Flucht oder Notwehr gehandelt hat.

	Wenn es in diesem Protokoll ferner heisst, dass von dem poli-
	tischen F"uhrertum in den okupierten Gebieten h"ochstens noch
	3% vorhanden seien, soe wird diese Zahl seinerzeit sicherlich
	genannt worden sein. Ich halte sie aber nicht f"ur richtig und
	glaube, dass ein weit h"oherer Prozentsatz noch vorhanden war.
	Genauso halte ich auch die Zahlen, die Becker in seinem Bericht
	"uber die Gaswagen genannt hat, f"ur weit "uberh"oht, um damit
	Eindruck zu machen.

	Wenn mir folgende Charakterisierung von Heydrich vorgehalten
	wird: "Nachtragender Mensch, ausserordentlich schnelle Auffassungs-
	gabe, immer genau informiert: Streitfragen auszutragen war
	zwecklose - festhalten an Entscheidungen, die of gegen jede
	Vernunft waren - bei derartigen Auseinandersetzungen harte
	und ungerechte "Ausserungen bis zur Kr"ankung, keinerlei M"og-
	lichtkeit zu  opponieren", so w"urde ich das in Erg"anzung dessen,
	was ich vorhin selbst "uber Heydrich gesagt habe, Wort f"ur 
	Wort als zutreffend unterschreiben.

	Auf Fage des Staatsanwalts:
	Ich selbst habe nie versucht mit Heydrich eine Auseinander-
	setzung durchzufechten, weil das aussichtslos war. Denn wenn
	selbst ein Mann wie Dr.Best gegen ihn nicht angekommen ist,
	wie h"atte ich das dann schaffen sollen. Ich habe allerdings 
	eine Auseinandersetzung zwischen Dr.Best und Heydrich nicht
	selbst miterlebt, ich kann auch sonst kein konkretes Beispiel
	daf"ur angeben, dass Heydrich gegen"uber Gegenvorstellungen un-
	zug"anglich war, und selbst wider besseres Wissen bei seiner
	einmal gefassten Meinung blieb. Ich kann nur aufgrund mmeines
	pers"onlichen Umgangs mit ihm sagen, dass die angegebene
	Charakterisierung zutreffend ist und ich kann beispielsweise
	darauf verweisen, dass er in Prag bei Besuchen des Staatspr"a-
	sidenten erkl"arte, er ginge diesem nur bis zu einer bestimmten

							- 16 -
	
[S.16]------------------------------------------------------------------

				- 16 -

	Stelle entgegen und er blieb bei dieser Auffassung auch, 
	nachdem ihm ein junger Mann aus dem Ausw"artigen Amt, der mit
	dem Protokoll beauftragt war, ihm gesagt hatte, dass er dem
	Pr"asidenten weiter entegengehen m"usste. In diesem Zusammenhang
	m"ochte ich auch noch einmal wiederholen, dass Heydrich beim
	Spiel nicht verlieren konnte und dass deswegen meine Kameraden
	und ich uns in Prag dahin verst"andigten, ihn beim Doppelkopf
	gewinnen zu lassen.

	Auf der anderen Seite ist es durchaus richtig, dass Heydrich
	ein sehr charmanter und liebensw"urdiger Gastgeber sein konnte.
	
	Schellenberg war ein genau so krankhaft ehrgeiziger Mensch wie
	Heydrich.

	

	Nach Diktat genehmigt und unterschrieben

						Walter Rauff [Unterschrift]
					    . . . . . . . . . . . . . . . . . .
						Walter Rauff



 XXXXXXXXXXXXXXX
Protokollf"uhrerin                                    Dr. KXXXXXXXXXXXXXX
                          [Siegel:Botschaft
                         der  Bundesrepublik            Legationsrat I.Kl.
                           Deutschland
                             Santiago] 

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