The Nizkor Project: Remembering the Holocaust (Shoah)

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BERLINER TAGEBLATT
Donnerstag, den ??. September 1930

Hitler als Zeuge im Leipziger Reichswehrprozess. 
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(Three young officers of the Reichswehr, Ludin, Scheringer, -- who a short 
time later turned Communist -- and Wendt were accused of high treason 
particularly with regard to their negotiations with the National Socialist 
party -- which had won its first impressive electoral victory 10 days 
before -- for the purpose of doing away with the present government by 
force. Hitler was supposed to explain wether the Nazis planned any 
"illegal" action in order to gain power.) 

Es wird dann der Zeuge Hitler vorgerufen. Er gibt bei seiner Vernehmung 
zum Persoenlichen an, dass er staatenlos ist. Das ist deshalb interessant, 
weil man bisher der Meinung war, dass er oesterreichischer Staatsbuerger 
sei. Der Vorsitzende teilt ihm mit, dass er darueber vernommen werden 
soll, ob seine Partei ausschliesslich legale Mittel anwenden will oder 
nicht. Er ersucht Hitler sich in grossen Zuegen ueber die Geschichte und 
Entstehung der Nationalsozialistischen Partei zu aeussern und ermahnt ihn, 
nicht etwa eine mehrstuendige Propagandarede zu halten. Hitler beginnt weit 
ausholend: "Ich war von 1914 bis 1918 Soldat an der Westfront." Er faehrt 
dann fort zu beschreiben, welche Verfallserscheinungen nach seiner Meinung 
zu der Niederlage im Kriege gefuehrt haben und zu dem weiteren Niedergang 
des Reiches. Der Vorsitzende unterbricht ihn und verweist ihn auf das Thema. 
Das ist sehr notwendig, denn Hitler hat sich bereits in einen pathetischen 
Ton hineingesteigert und appeliert sehr deutlich an die Gemuetsregungen der 
Zuhoerer. Er hat damit begonnen, offenkundig mehr zum Publikum als zum 
Gericht zu sprechen. Zur gleichen Zeit, waehrend er seine Rede begann, 
ertoent ein haeufig wiederholtes Heilrufen und Heil-Hitler Rufen von dem 
Platz vor dem Reichsgericht in den Saal hinein. Die Szenen zeigt 
unzweifelhaft einen gewissen dramatischen Charakter. Nach der Unterbrechung 
durch den Vorsitzenden bewegte sich die weitere Vernehmung wieder mehr in 
forensischen Formen. Der Vorsitzende haelt dem Zeugen Hitler seine 
Verurteilung wegen Hochverrats vor und zitiert aus dem Urteil des Muenchener 
Volksgerichts aus dem Jahre 1924. Hitler: "Die Schutzabteilungen, die heute 
von manchen Sturmabteilungen genannt werden, waren auf den Wunsch amtlicher 
Stellen in militaerische Formationen umgewandelt worden. Was den Putsch 
angeht, so lag ein Zwang vor ihn vorzunehmen, der nicht meinem Wunsch 
entsprach. so wurden wir durch Veranlassung anderer in den Putsch 
hineingetrieben. Nachher aber sind wir zu den frueheren Grundsaetzen 
zurueckgekehrt, nach denen die S.A. lediglich dazu dienen sollen, die 
freie geistige Propaganda gegenueber fremdem Terror zu bewahren. 

00011164.gif (page 2)

Ich habe in strengsten Erlassen das Waffenverbot eingeschaerft. Kein S.A. 
Mann darf eine Waffe haben. Wenn eine Abteilung trotzdem Waffen besitzt, 
so erfolgt ihre sofortige Aufloesung. (Man erinnere sich bei diesen Worten 
daran, dass dieser Tage eine englische Zeitung von Uebungen einer S.A. 
Abteilung mit einem Maschinengewehr in der Naehe von Ettal bei Muenchen 
berichtet). Jeder Versuch, die Reichswhere zu zersetzen, erschiene mir 
als Verbrechen und Aberwitz. Das ist nie geschehen. 

Hier steigert sich Hitler wiederum in den Ton einer Volksrede hinein und 
wird vom Vorsitzenden aufgefordert sich sachlicher auszudruecken. Hitler 
fortfahrend: Wir werden dafuer sorgen, dass das kleine Soeldnerheer wieder 
das grosse Volksheer wird. 

Vors.: Aber, Herr Hitler, man kann doch auch diese idealen Ziele, die Sie 
eben geschildert haben, mit ungesetzlichen Mitteln verfolgen? 

Hitler: Es gilt bei uns als feste Regel, ein Befehl, der gegen das Gesetz 
verstoesst, wird nicht befolgt werden. Ich habe dutzendemale Hauptmann a.D. 
von Pfeffer eingeschaerft, er duerfe nie einen geheimen Erlass herausgeben. 
Der Vorsitzende verweist auf die revolutionaere Abspaltung Otto Strassers. 

Hitler: Ja, das ist eine Gruppe, die revolutionaere Ziele verfolgt, die 
ich nicht teilen kann. Ich habe sie darum aus der Partei ausgeschlossen, 
bzw. sie ist selbst ausgetreten, bevor sie ausgeschlossen wurde. 

Vors.: Sie habe aber selbst einmal gesagt, in diesem Kampfe werden 
Koepfe rollen, sorgen wir, dass die Koepfe anderer rollen. 

Hitler: Allerdings, wenn wir siegen, dann wird ein Staatsgerichtshof 
kommen und dann wir der 9. November seine Suehne finden und es werden 
auch Koepfe rollen. Hier ist Hitler wieder sehr pathetisch geworden und 
im Zuhoererraum ertoent Beifall, den der Vorsitzende ruegt. Danach 
gefragt, was der Ausdruck Revolution in seinem Programm und Reden bedeute, 
fuehrt Hitler aus, dass er nichts anderes sagen wolle, als die Erhebung 
des gedrueckten deutschen Menschen. Allerdings, wir anerkennen nicht die 
Vertraege, die mit der Entente abgeschlossen worden sind, und wenn wir die 
Macht haben, so werden wir diese Vertraege und die Gesetze, die auf ihnen 
beruhen, durchbrechen oder umgehen. Gegen diese Vertraege werden wir auch 
mit allen illegalen Mitteln vorgehen. Die Deutschnationale Volkspartei 
ist eine Partei der Reform. Aber wir sind etwas voellig Neues und 
Umwaelzendes. In diesem Sinn ist der Ausdruck Revolution in unseren 
Kundgebungen gemeint. Um eine gewaltsame Revolution zu machen, dazu habe 
ich kein Instrument geschaffen. ich habe nichts organisiert, um sie 
durchzufuehren. Auch der Ausdruck "Zertruemmerung" ist geistig gemeint. 
Wir werden in drei Jahren die weitaus staerkste politische Gruppe 
Deutschlands sein. Kurze Zeit darauf werden wir die Majoritaet haben.
 
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Der Vorsitzende laesst sich in eine verfassungsrechtliche Diskussion mit 
Hitler ein, die von beiden Seiten mit nicht sehr ueberzeugenden Argumenten 
gefuehrt wird. Hitler fuehrt aus, dass die politischen Parteien das 
Entscheidende seien bei der Bestimmung der Mittel fuer die Wehrmacht. Er 
definiert weiter den Unterschied zwischen seiner Partei und allen anderen 
Parteien dahin, dass bei allen anderen Parteien der "Staat ein Zweck an 
sich sei, waehrend in der voelkischen Partei "das Volk der Zweck an sich 
sei." 

Hitler: Wenn eine Staatsform zerbricht, muss das Volk das Schicksal der 
Nation gestalten. Der Vorsitzende unterlaesst es leider, ihn darauf 
hinzuweisen, dass das auch bei der Weimarer Verfassung geschehen sei. Sein 
Versuch, die Reichsregierung und den Reichspraesidenten als Organe 
hinzustellen, die vom Volk unabhaengig seien, muss notwendig misslingen. 

Hitler: Der Faschismus hat keine Revolution gemacht. Mussolini ist 
koeniglich italienischer Ministerpraesident. Damit ist das Gebiet der 
allgemeinen Politik erschoepft und man kommt auf die Beziehungen zu den 
Offizieren der Reichswehr zu sprechen. Hitler betont, dass er niemals 
Deputationen empfange, und dass an ihn persoenlich niemals Offiziere der 
Reichswehr herangetreten seien. Sie haetten ihn im Gegenteil seit 1923 
gemieden. Diese Aussage steht in einem sehr deutlichen Gegensatz zu der 
gestrigen des Hauptmanns von Pfeffer, der bekundet hat, dass 
Reichswehroffiziere ihn auffallend oft und in auffallend grossen Mengen 
aufzusuchen pflegten. 

Hitler beteuert: Ich werde die nationalsozialistische Bewegung nie wieder 
in die Situation hineinfuehren, in der Offiziere sich entscheiden 
muessen, ob sie auf uns schiessen sollen. Denn der Offizier ist in solcher 
Situation "nicht nur Objekt des Gefuehls, sondern auch Objekt der Pflicht". 
Interessant ist, dass Hitler die gesammte nationalsozialistische Literatur 
und ebenso alle Aeusserungen anderer nationalsozialistischer Fuehrer als 
nicht bindend fuer seine Partei anerkennt. Dagegen beteuert er: "Ich 
verlange von jedem Deutschen, dass er mein Programm kennt und dass er meine 
Reden liest." ...........Der Rechtsanwalt Prabke beendigt seine 
Ausfuehrungen mit dem Ruf, Hitler muesse vereidigt werden, damit kein 
Makel an dem Parteifuehrer hafte. Der Senat zog sich zur Beratung zurueck.... 
Der Vorsitzende verkuendigte den Beschluss: Der Zeuge Adolf Hitler ist zu 
vereidigen... Hierauf tritt Adolf Hitler vor und leistet den Zeugeneid. 
(All this after Hitler's explanations have been greatly discredited by 
what Staatssekretaer Zweigert had to say.)

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