Office of Strategic Services Billung: Rund um Hitler. 1931
Hitlers Werdegang: Hitler ist ein mittelgrosser Mann, schlank,
mit lebhaften Bewegungen, grossen dunkelblauen Augen, einem
ovalen Gesicht, braunem Haar, dessen Scheitel er auf der rechten
Seite traegt un von dem ihm eine Locke des oefteren in die Stirn
faellt. Die Gesichtszuege haben etwas Weiches, Vertraeumtes,
aber wenn Hitler von seinen Ideen zu sprechen beginnt, so hat
er etwas ungemein Sicheres, das den Zuhoerer in seinen Bann
zieht und zur Begeisterung hinreisst. Erstaunlich ist die
Vielseitigkeit seines Gesichtsausdrucks, der von der
Weltentruecktheit einer Idee ueber alle Phasen des Gefuehlslebens
bir zur brutalen Verkuendigung des reinen Machstandpunkt im
politischen Kampf und die Beherrschung der Strasse wechseln
kann. Hitler liebt es, seine Worte durch starke Gesten zu
begleiten, er ballt die Faeuste, wenn er den Novemberverbrechern
droht, er weist mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die Suenden
der marxistischen Regierung hin, er erhebt seine Anhaenger mit
einer Handbewegung zur Hoehe des nationalsozialistischen
Gedankens. Meisterhaft ist es, wie Hitler im gewoehnlichen
Tonfall zu sprechen beginnt, zunaechts ironische Spitzen auf
seine Gegner bringt, allmaehlich aber seinen Stimmenaufwand
steigert, staerkere Ausdruecke anwendet, plastische Bilder
und Vergleiche formt, sich des Pathos bedient, geschickt Pausen
einschaltet, um schliesslich mit donnernder Stimme seine
Gegner in hoechster Empoerung moralisch zu vernichten. Ohne
Zweifel ist Hitler der groesste Redner, den Deutschland bisher
hervorgebracht hat.
Er wurde trotz 4-jaehrigem Frontdienst nur Gefreiter, nicht
einmal ein Unteroffizier. Auch darin liegt nichts besonderes.
Vielleicht lag es daran, dass er den ganzen Feldzug ueber bei
seinem urspruenglichen Truppenteil blieb. Man konnte die
Erscheinung vielfach beobachten, dass Soldaten in ihrer
eigenen Kompagnie trotz aller Tapferkeit nicht vorwaerts
kamen, waehrend sie, liessen sie sich in einen anderen
Truppenteil versetzen, oft schon in kurzer Zeit befoerdert
wurden.
Hitlers Temperament ist cholerisch. Er hat das weiche
oesterreichische Gemuet, das nur durch den fruehen Tod
seiner Eltern und durch seinen schweren Lebenskampf hart
geschmiedet worden ist. Im Dienste seiner Idee hat diese
Haerte die Oberhand ueber die Weichheit seines Gemuetes
gewonnen. Er nimmt Gedanken auf mit der Seele, nicht mit
dem Verstand und glaubt sie dann durch brutale Ruecksichtslosigkeit
durchsetzen zu koennen. Die Gedanken Foders, Rosenbergs und
der Rasseforscher haben ihm zusammen mit seinen eigenen
Erfahrungen eine Lebensanschauung gegeben, aber es fehlen
ihm eigne Kenntnisse. Dieser Mangel eigenen Wissens laesst
ihm bei Besprechungen mit Einzelpersonen unsicher, ja oft
schuechtern erscheinen, waehrend er als Redner vor der
Masse vollkommen sicher auftritt. Das Fehlen von Wissen
auf Grund eigener Forschung hindert Hitler aber auch, die
Arbeitskraft seiner Mitarbeiter richtig einzusetzen.
Mit dem Fehlen eigner geistiger Arbeit fehlt ihm auch der
Masstab fuer die Beurteilung der geistigen Leistungen
anderer. Daher laesst er sich in seinem Verhaeltnis zu
seinen Mitarbeitern von seiner Stimmung leiten. Wen er
gerade braucht, den zieht er heran, um sich nicht mehr
um ihn zu kuemmern, wenn er ihn gerade nicht mehr
benoetigt. Er is in mancher Beziehung undankbar, wodurch
er schon viele Anhaenger verloren hat. Mit der Weichheit
seines Gemuets haengt auch seine Unzuverlaessigkeit
zusammen. Kapitaen v. Luecke begruendete 1929 seinen
Austritt aus der Partei damit, dass Hitler bindende
Versprechungen mehrmals nicht eingehalten habe. Hitler
fuehlt sich zu sehr als Kuenstler, um sich selbst Zwang
aufzuerlegen. Guenstige Gelegenheiten, die ihm das
Schicksal bietet, seine Bewegung auch ohne Massenversammlungen
zu foerdern, versteht er nicht auszunutzen. Er lebt in dem
Wahne, solche Gelegenheiten nur selbst schaffen zu muessen
und zu koennen. Viele Moeglichkeiten, die ihm da beispielloses
Glueck bot, hat Hitler nicht erkannt und nicht ausgenutzt.
Er ist der geborene Redner der Masse, aber geistige
Konzentration bei Gelegenheiten, wo nicht eine tausendkoepfige
Menge an seinem Munde haengt, ist ihm laestig und meidet er
ernstlich. Die Fuehrung von Staatsgeschaeften durch Hitler
kann man sich deshalb schwer vorstellen. Hitler betrachtet
sich noch immer als Privatperson, obwohl er es laengst nicht
mehr ist und als Staatsmann wuerde er noch sehr viel weniger
Privatperson sein koennen als heute.
Kapitaen Erhard in der "Berliner Boersenzeitung" ueber
Hitlers Persoenlichkeit: "Es ist nachgerade ein offenes
Geheimnis geworden, dass Hitler in seinen guten und
schlechten Eigenschaften eine ungewoehnlich starke
Wesensverwandtschaft mit einstigen Herrschern zeigt.
Er liebt die zaesarische Geste, er versagt vor der zaesarischen
Tat. Es ist undenkbar, dass Hitler wie ein antiker Diktator
oder auch nur wie Mussolini ohne Ruecksicht auf die
Volksmeinung und aus der Einsamkeit seiner ueberragenden
Fuehrerstellung heraus wirklich eine einschneidende und
das Wohl des Einzelnen beschraenkende Geste erlassen
koennte. Hitler wird solange von seinem Selbstbewusstesein
getragen, als er den Beifall der Volksmasse oder die
Zustimmung seiner Umgebung hat. Das Beispiel hierfuer
ist sein Revolutionsversuch am 8. November 1923, wo er
nach der Gefangennahme Kahrs, Lossows und Seisners sich
an die Volksversammlung wandte mit der Frage: "Ich hoffe,
die Versammlung ist mit meinen Massnahmen einverstanden?"
sowie sein Demonstrationsmarsch am Tage darauf, der "die
Stimmung des Volkes erkunden sollte." Ein wirklicher Diktator
wuerde im Sommer 1930 die meuternden S.A.s aufgeloest haben.
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